GEW fordert Ausbildungsgarantie

Die GEW fordert eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen. Eine gute Ausbildung, Arbeit und ein auskömmliches Einkommen sind Grundvoraussetzungen für die individuelle Entwicklung, ...

für die eigenständige Existenzsicherung und die gesellschaftliche Teilhabe eines jeden Menschen. Daher sollen alle jungen Menschen nach Beendigung ihrer Schulzeit ein Recht auf einen Ausbildungsplatz mit einem anerkannten Berufsbildungsabschluss haben.

Der Rechtsanspruch auf Bildung soll sich nicht nur auf den Besuch einer allgemeinbildenden Schule und neuerdings auch einer Kindertageseinrichtung beschränken, sondern auch für die berufliche Erstausbildung gelten. Die schon seit mehreren Jahren hohe Zahl von jungen Menschen im Übergangsbereich und die mangelnde Perspektive auf einen Ausbildungsplatz sind ein zentrales gesellschaftliches Problem. Eine "abgehängte Generation", die keinen Einstieg in den Arbeitsmarkt findet, kann sich Deutschland vor allem aus sozialen Gründen, aber auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der drohenden Fachkräfteknappheit nicht erlauben.

Warum ist eine Ausbildungsgarantie aus Sicht der GEW dringend notwendig?

Trotz guter Konjunktur und sinkender Bewerberzahlen finden viele Jugendliche nach ihrem Schulabschluss keinen betrieblichen Ausbildungsplatz und bleiben oft in zahlreichen Übergangsmaßnahmen ohne anerkannten Berufsausbildungsabschluss hängen. Der demographische Wandel und der drohende Fachkräftemangel bringen zwar leichte Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt, doch die Hoffnung, dass dadurch gerade Jugendlichen mit einem Hauptschulschulabschluss der Einstieg in eine betriebliche Ausbildung erleichtert wird, hat sich nicht erfüllt. Zwar steht eine betriebliche Ausbildung formal allen Jugendlichen – ganz unabhängig vom individuellen Schulabschluss – offen, in der Realität aber entscheiden die Betriebe über den Einstieg in das duale System. Sie konnten in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund des Ausbildungsplatzmangels und der vielen Bewerber/innen eine „Bestenauslese“ vornehmen. So kommt der jüngste Nationale Bildungsbericht zu dem Ergebnis, dass es eine „faktische Abschottung“ von annähernd der Hälfte der Ausbildungsberufe für Jugendliche mit „niedrigem“ Schulabschluss gegeben hat.

Konkrete Ausgangslage in Zahlen:

  • Jeder Dritte von 824.626 institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Jugendlichen, die sich im Jahr 2012 beworben haben, hat keinen Ausbildungsplatz erhalten.
  • 266.700 Jugendliche konnten 2012 nicht mit einer Ausbildung beginnen und befinden sich deshalb im so genannten „Übergangssystem“.
  • Nur noch 21,7 Prozent der Betriebe bildet in Deutschland überhaupt noch aus.
  • 1,39 Millionen Jugendliche im Alter zwischen 20 und 29 Jahren und somit 14,1 Prozent dieser Altersgruppe sind ohne Berufsausbildung.
  • 70 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund bekamen im Jahr 2012 keinen betrieblichen Ausbildungsplatz.
  • Über zwei Drittel aller Jugendlichen mit maximal Hauptschulabschluss landen im so genannten „Übergangssystem“ und nicht in einer anerkannten Berufsausbildung.
  • Die durchschnittliche Wartezeit nach der Beendigung der allgemeinbildenden Schule bis zum Beginn einer Berufsausbildung liegt aktuell bei durchschnittlich 2 Jahren.

Gute Gründe für eine Ausbildungsgarantie:

Eine Ausbildungsgarantie…

  • stärkt das Recht jedes jungen Menschen auf eine angemessene Förderung und Bildung, unabhängig von individueller Beeinträchtigung oder sozialer Benachteiligung.
  • setzt den Bund sowie die Länder in die Pflicht, jeder/m Jugendlichen einen vollwertigen und anerkannten Berufsausbildungsabschluss direkt nach Beendigung der Schulzeit anzubieten. Der Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung muss für alle Jugendlichen ohne unnötige Warteschleife möglich sein.
  • verweist deutlich auf die Aufgaben und Pflichten der Betriebe, ein auswahlfähiges Angebot betrieblicher Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.
  • vermeidet in der Zukunft die hohen Zahlen an Jugendlichen ohne Berufsausbildungsabschluss.
  • strukturiert den Übergang zwischen Schule und Beruf mit entsprechender Förderung.
  • trägt maßgeblich dazu bei, den von den Unternehmen beklagten Fachkräftemangel auf der Grundlage der demographischen Entwicklung zu beheben.
  • leistet einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung eines inklusiven Bildungssystems in Deutschland
  • schafft Voraussetzungen dafür, dass kein/e Jugendliche/r zwischen Schule und Arbeitswelt „verloren“ geht.