Unterfinanziert und ungleich

Der neue IQB-Bildungstrend 2022 zeigt: Für das Saarland sind die Ergebnisse in Deutsch und Englisch besonders alarmierend. Noch weniger Schülerinnen und Schüler in der 9. Klasse als bei vorhergehenden Untersuchungen ...

erreichen die Bildungsstandards. Im Fach Englisch wurden die Ergebnisse sogar gegen den Bundestrend schlechter. Obwohl die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen und die soziale Spaltung verstärkt habe, sind diese Faktoren nur teilweise als Erklärung für die nachlassenden Leistungen der Schülerinnen und Schüler geeignet. Die GEW Saarland äußert Besorgnis über die immer größer werdende Kluft und wachsende Ungleichheit bei den Schülerergebnissen in den Schulen. Die Leistungsmessungen dürfen aber nicht als alleinige Indikatoren zur Bewertung eines Bildungssystems herhalten. Hier muss genau analysiert werden, wie auch Personal- und Sachausstattung zu Lernerfolgen beitragen. „Gute Arbeitsbedingungen für Pädagog:innen und gute Lernbedingungen für Schüler:innen gehen nämlich Hand in Hand. Das deutsche Bildungssystem ist seit Jahrzehnten deutlich unterfinanziert. In allen Bildungsbereichen, insbesondere in Kitas und Schulen herrscht ein enormer Fachkräftemangel“, sagt Max Hewer, Vorsitzender der GEW Saarland.

Eine bedarfsgerechte Personalausstattung und eine bessere Unterstützung von Schulen in sozial schwierigen Lagen sind nur durch höhere staatliche Bildungsausgaben zu erreichen. Das Startchancenprogramm der Bundesregierung kann hierfür nur ein erster Schritt sein. Der Landesvorsitzende Max Hewer kritisiert vor allem zwei Tatsachen. Zum einen weisen wohlhabendere Bundesländer teilweise bessere Leistungsergebnisse auf als ärmere, was die soziale Spaltung in Deutschland veranschaulicht. Die Bundesregierung ist hier gefragt gleiche Bedingungen zu schaffen und über das Startchancenprogramm hinaus eine dauerhafte Bund-Länder-Bildungsfinanzierung einzuführen. Die GEW bekräftigt daher den Vorschlag für ein 100-Milliarden-Euro-Programm zur Investition in die Bildung sowie für eine gerechtere Verteilung der Bundesmittel an die Länder.

Die zweite Tatsache ist, dass der ökonomische Status des Elternhauses weiterhin und sogar vermehrt über den Bildungserfolg entscheidet. Hier ist vor allem die Förderung von Grund- und Gemeinschaftsschulen gefragt, die die größte Heterogenität in der Schüler:innenschaft haben und zu echten „Chancenschulen“ ausgeweitet werden müssen. Im aktuell diskutierten Doppelhaushalt gibt es dazu erste richtige Schritte, die aber dem tatsächlichen Bedarf im Sinne von qualitativen Verbesserungen nicht gerecht werden. Investiert werden muss z.B. in die Ausweitung der Sprachförderung an allen Schulformen. Gute Sprachkenntnisse ermöglichen die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe und sind die Basis für eine gelungene Integration. Das Finanzministerium muss hier für den Haushalt mehr Gelder zur Verfügung stellen. Soziale Folgekosten werden sonst um ein vielfaches höher sein. „Das Saarland gibt laut statistischem Bundesamt bisher am wenigsten aller Bundesländer für die Schulform Gemeinschaftsschule aus. Auch bei den beruflichen Schulen bleiben die saarländischen Ausgaben pro Schüler:in unter dem Bundesdurchschnitt. Das muss sich dringend ändern,“ so der Landesvorsitzende Max Hewer abschließend.